Über Oberbilk

Das Erscheinungsbild des Stadtteils ist stark durch die Industrialisierung geprägt. Durch die zentrale Lage an den Gleisen der Eisenbahntrasse war Mitte des 19. Jahrhunderts Oberbilk ein prädestinierter Standort für die Ansiedelung sowohl von Arbeitsstätten als auch von Wohnraum für die dortigen Beschäftigten. Durch die Eröffnung des Röhrenwerkes durch den Großindustriellen Albert Poensgen kamen schließlich nicht nur viele Arbeiter nach Oberbilk, sondern auch weitere Fabriken und Industrien aus der Stahlproduktion und -verarbeitung.[1] Das Zentrum in Mitten der Industriestätten und Arbeiterwohnungen bildete der Oberbilker Markt, auf dem schon zur damaligen Zeit Wochenmärkte stattfanden[2]

Heute ist Oberbilk ein buntes Viertel im Herzen Düsseldorfs. Es erstreckt sich mit einer Größe von 394ha[3] östlich des Hauptbahnhofes und der Stadtteile Bilk, Friedrichstadt und Stadtmitte. Im Norden grenzt Oberbilk an Flingern-Süd und im Osten an Lierenfeld und Eller. Südlich von Oberbilk liegt Wersten.[4]

21,9% der Fläche Oberbilks sind Wohnbauflächen.[5] Es gibt 16.859 Wohnungen, von denen 3,9% öffentlich gefördert sind.[6] Allerdings lässt sich auch in Oberbilk beobachten, dass der Prozess der Gentrifizierung einsetzt. Unter diesem, aus der Stadtforschung stammenden Begriff versteht man, dass ein gezielter Strukturwandel bestimmter Stadtviertel zur Steigerung der Attraktivität vorangetrieben wird. Investoren werten Immobilien auf, um eine zahlungskräftige Klientel anzulocken. Dies führt zu einer Verdrängung der bisherigen Bevölkerungsgruppen, die sich den neuen Wohnraum nicht mehr leisten können. Dieses Phänomen lässt sich in vielen Großstädten beobachten und auch in Düsseldorf schreitet dieser Prozess in immer mehr Stadtteilen voran.[7]

30.446 Menschen leben im Stadtteil Oberbilk. 4.490 der Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils sind davon unter 18 Jahren alt, 4.416 sind 65 oder älter.[8] In Oberbilk gibt es 15 KiTas[9] und sechs Städtische Schulen, davon drei Grundschulen, ein Gymnasium, eine Realschule und eine Gesamtschule.[10]

Von den 18.438 privaten Haushalten in Oberbilk, sind mit 62,9% die deutliche Mehrheit 1-Personen- Haushalte.[11] Dies erklärt auch den enormen Mietpreisanstieg für kleine Wohnungen im Stadtteil. Während der Mietpreis für Wohnungen bis 40m² im April 2017 noch bei 10,60€/m² lag, lag er im Dezember 2017 schon bei 23,05€/m². Der Preis für größere Wohnungen dagegen blieb nahezu konstant bei ca. 10€/m². Zum Vergleich, der Düsseldorfer Durchschnitt liegt derzeit bei 12,41€/m².[12]

In Oberbilk sind 11.427 Menschen sozialversicherungspflichtig Beschäftigt, 1.772 sind Arbeitslos.[13]

54,8% der Bevölkerung in Oberbilk hat einen Migrationshintergrund, im gesamten Düsseldorfer Stadtgebiet beträgt der Anteil 40,2%.[14]

Im Zuge der sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht 2015/16 ist auch Oberbilk in die Negativ-Schlagzeilen geraten. Schnell wurden soziale Brennpunkte und sogenannte „No-Go-Areas“ identifiziert. Häufig als „Maghreb-Viertel“ oder „Klein Marokko“ bezeichnet, geriet das Viertel zwischen der Ellerstraße und der Industriestraße auf diese Weise in Verruf. Die Medien zeichneten ein Bild von kriminellen und gewalttätigen Banden, was Ängste und Vorurteile schürte. Dabei bietet das Viertel vor allem eine multikulturelle Atmosphäre mit vielen Geschäften und Cafés.[15]

Mitten in Oberbilk liegt der Lessingplatz. Ähnlich wie das „Maghreb-Viertel“ spaltet auch dieser Ort die Gesellschaft. Während die Einen den Lessingplatz als Ort zum Verweilen und Spielen betrachtet, sehen andere ihn als Bedrohung an, an dem sich Trinker und Drogendealer treffen.[16] Der öffentliche Diskurs ist im Wesentlichen auf die negativen Aspekte fokussiert. Verschiedene zivilgesellschaftliche Initiativen haben sich deswegen der Aufgabe angenommen, den Lessingplatz aufzuwerten.[17] Generell gibt es ein breites Angebot an Vereinen und Initiativen in Oberbilk, die sich beispielsweise im Rahmen des Lessingplatzfestes mit verschiedenen Aktionen und Informationsangeboten beteiligen.[18]

[1] http://www.geschichtswerkstatt-duesseldorf.de/archiv/D_Industriegeschichte.pdf

[2] Anne Mommertz (2010): Oberbilk. Die Geschichte eines Industrieviertels, Dorste Verlag

[3] Landeshauptstadt Düsseldorf – Vermessungs- und Liegenschaftsamt, Stadtplanungsamt. Stand: 31.12.2016

[4] http://www.openstreetmap.org/relation/92371#map=14/51.2092/6.8108

[5] Landeshauptstadt Düsseldorf – Vermessungs- und Liegenschaftsamt, Stadtplanungsamt. Stand: 31.12.2016

[6] Landeshauptstadt Düsseldorf – Amt für Statistik und Wahlen, Gebäudedatei; Amt für Wohnungswesen. Stand: 31.12.2016

[7] Martin Teigeler: Gentrifizierung in Großstädten Vom Malocher-Viertel zur Top-Lage
URL: https://www1.wdr.de/archiv/staedtebau/wohnungsnot128.html

[8]Landeshauptstadt Düsseldorf – Amt für Statistik und Wahlen, Statistikabzug aus dem Einwohnermelderegister. Stand: 31.12.2016

[9] Landeshauptstadt Düsseldorf – Jugendamt. Stand: 31.12.2016

[10] Landeshauptstadt Düsseldorf – Schulverwaltungsamt. Stand: 31.12.2016

[11] Landeshauptstadt Düsseldorf – Amt für Statistik und Wahlen. Statistikabzug aus dem Einwohnermelderegister, Haushaltegenerierung (HHgen). Stand: 31.12.2016

[12] https://www.immowelt.de/immobilienpreise/duesseldorf-oberbilk/mietspiegel

[13] Statistik der Bundesagentur für Arbeit, IT.NRW, eigene Berechnung. Stand: 31.12.2016

[14] Landeshauptstadt Düsseldorf – Amt für Statistik und Wahlen. Statistikabzug aus dem Einwohnermelderegister, MigraPro. Stand: 31.12.2016

[15] Christina Rentmeister (2016): Düsseldorfer Maghreb-Viertel Unterwegs in Klein-Marokko
URL: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorfer-maghreb-viertel-unterwegs-in-klein-marokko-aid-1.6018920

[16] Nina Berding (2016): Zum Umgang mit Vielfalt im öffentlichen Raum – Eine ethnografische Sozialraumanalyse zum Lessingplatz in Düsseldorf-Oberbilk. In: sozialraum.de (8) Ausgabe 1/2016.
URL: http://www.sozialraum.de/zum-umgang-mit-vielfalt-im-oeffentlichen-raum.php

[17] Carolin Skiba (2015): Lessingplatz: Ein Ort, der sich entwickelt
URL: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/lessingplatz-ein-ort-der-sich-entwickelt-aid-1.5036835

[18] Michael Bergmann (2017): Wir sind Oberbilk – Vielfalt leben!
URL: https://www.duesseldorf.de/medienportal/pressedienst-einzelansicht/pld/wir-sind-oberbilk-vielfalt-leben.html