Dieter Forte der Oberbilker

Der Schriftsteller Dieter Forte ist am 22. April diesen Jahres in seiner Wahlheimat Basel verstorben. Einen Nachruf, welcher Fortes (künstlerischen-) Lebensweg nachzeichnet findet ihr hier! Doch genauer wollen wir Forte als Oberbilker betrachten.

Forte wurde am 14. Juni 1935 im Josefshospital geboren, seine Eltern heirateten in der Josefskirche, er verbrachte heiße Sonntage im Oberkasseler Strandbad. im Hofgarten oder auf der Grafenberger Rennbahn. Auch wenn er als Künstler in Düsseldorf nicht die Anerkennung erhielt, die er verdiente und er Düsseldorf verließ bzw. verlassen musste, nachdem sein Stück „Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung“ durch engstirnige Lokalpolitiker aus dem Düsseldorfer Schauspielhaus „verbannt“ wurde und das bereits während der Proben.

Er ging nach Basel und dort wurde das Stück 1970 auch Uraufgeführt und mit „Henry Dunant oder Die Einführung der Zivilisation“ und „Das Labyrinth der Träume oder Wie man den Kopf vom Körper trennt“ fortgesetzt. Das Stück und die ganze Trilogie wurde zum Welterfolg, auf 50 Bühnen gespielt und in 9 Sprachen übersetzt!

Fortes Theaterstücke waren nicht seine einzigen Erfolge, er galt als ebenso begnadeter Schriftsteller! Seine Trilogie „Das Haus auf meinen Schultern“ hat Oberbilk als zentralen Schauplatz und beinhaltet autobiografische Elemente. Forte verarbeitet in dem Werk das Oberbilk in dem er aufgewachsen ist und in dem er Krieg, Kriegsende und Nachkriegszeit erlebte! Ein Oberbilk, welches geprägt war durch eine Multikulturelle Einwohnerschaft: ein Arbeiterviertel und Fortes Heimat! Aber auch ein Oberbilk mit brennender Kruppstraße, zerstörter Synangoge und die tragische und wahre Geschichte von „Opa Winter“: Einem Oberbilker, einem Juden, welcher von seinen Nachbarn über Jahre versteckt wurde und dann doch 2 Tage vor Einmarsch der Amerikaner von den Nazis gefunden und gehängt wurde!

Nach Kriegsende entwickelte sich Oberbilk wie ganz Düsseldorf. Gastarbeiter kamen aus Italien, Spanien, Griechenland, Jugoslavien und der Türkei.

„Oberbilk war eine „Welt“ für sich. Die Bahndämme wurden zum markanten Symbol der Trennung zwischen bürgerlicher Stadtgesellschaft und Oberbilker Arbeiter-Milieu.“

Oberbilk war nicht nur „eine Welt für sich“, Oberbilk war Fortes Kosmos! So beschreibt der Autor Oberbilk als seine Welt und als „Der einzige Ort, an dem man sich sicher fühlen konnte. Eine Republik mit eigenen Gesetzen, eine Gemeinschaft, deren oberstes Gebot Toleranz war.“

Auch später hatte Forte nur gute Worte für Düsseldorf:
„Düsseldorf ist eine sich ständig wandelnde Stadt, die sich trotzdem immer treu geblieben ist.“

und für die Oberbilker*innen: „Nirgendwo sonst schließt man so schnell Kontakt. Da steht man eine Stunde in der Kneipe und hört drei Lebensläufe.“

Düsseldorf und Oberbilk trauert um Dieter Forte und vielleicht dürfen wir bald ein Stück des Oberbilker im Düsseldorfer Schauspielhaus sehen!

Lesenswert: https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/der-autor-und-schriftsteller-dieter-forte-lebte-in-duesseldorf-oberbilk_aid-38412357